Lettland war für mich bislang weiße Fläche auf der Landkarte. Das hat sich gründlich geändert. Riga ist cool. Und mindestens 6 Grad cooler als zu Hause. Eine spannende Stadt. Dafür waren 3 Tage nicht genug. Ich will mehr von der Stadt sehen, Menschen dort kennen lernen, so viele Bars und Restaurants wie möglich ausprobieren, aufs Land gehen, Strände, Ostsee sehen … Meine Wunschliste ist lang, die ich mit nach Hause gebracht habe.
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Und ein absolutes Plus obendrauf: Die Letten sind sehr deutschfreundlich. Das spürt man, egal wo man hinkommt. Toll!
Riga macht Lust auf mehr
Die ganze Stadt ist ein krasser Gegensatz zwischen alt verratztem russischem Andenken und top modernisierter Extraklasse. Renovierte Straßenzüge mit herrlichen Jugendstil-Häusern zeigen den Wohlstand aus alten Hansestadt Zeiten sowie moderne Hochhäuser der Neuzeit. Riga war eine reiche Handelsmetropole und ist heute Hauptstadt von Lettland mit ca. 700.000 Einwohnern. (Zum Vergleich: Stuttgart ca. 630.000) Heute die wichtigste politische und kulturelle Metropole im Baltikum.
Zwischen damals und dem heutigen Riga nagte übel der Zahn der Zeit. Vernachlässigte Herrschaftshäuser sowie vergammelte russischen Zweckbauten tun in der Seele weh. Stumme Zeugen einer Zeit der Abwärtsspirale. Umso mehr begeistert der lettische Wille, alles in neuem Glanz wieder strahlen zu lassen. Nicht auszudenken, was das an Zeit, Geld und Schweiß bedeutet. Und ein großer Teil der Altstadt von Riga steht bereits wieder da, wie eine Eins. Hut ab!
Rundgang durch Riga von alt nach neu
Durchlebe das Gefälle der Stadt in einem Durchgang, das sich durch die ganze City zieht. Mein Vorschlag für Riga-Reisende wäre, einen Stadtrundgang am östlichen Ende der Altstadt von Riga zu beginnen. Im Ghetto der Moskauer Vorstadt. Hier findest du dich ruckzuck in alte Zeiten zurückversetzt. Toll beschrieben in diesem Blogbeitrag über die Moskauer Vorstadt vom WDR.
Du kannst auch mit dem Hop-on Hop-off Bus an der „Latvian academy on science“ – Universität der Wissenschaften – aussteigen. Eine absolute Sehenswürdigkeit aus dem alten Russland. Dort kannst du direkt auf die Aussichtsplattform gehen und hast einen tollen Ausblick auf die Moskauer Vorstadt sowie die gesamte Altstadt, den Fluss Düna und die Inseln mit Fernsehturm …
Danach gehst du Richtung Altstadt und kommst umgehend zum Zentralmarkt Riga. 1930 eröffnet und heute von täglich bis zu 140.000 Menschen besucht. Also mal richtig groß. Erst findest du günstige Kleidung, Schuhe, Handtaschen und Schnickschnack. Dann kommt ein superschöner Blumenmarkt. Ein paar Schritte weiter Obst und Gemüse – superlecker.
Hier habe ich mir immer das erste Frühstück in Form von riesigen Heidelbeeren (Foto) und anderem Obst geholt und beim Laufen verinnerlicht. Besonders angetan hatten es mir die Gurki, Tomati und Salati.
Und dann kommt mein Highlight des Marktes: die Markthallen. Paradiesisch die Fischhalle mit Fischen, die ich zum Teil noch nie gesehen habe. So lecker angerichtet, dass ich am liebsten sinnlos eingekauft hätte. Viele einheimische Spezialitäten, die ich zu gerne ausprobiert oder gekostet hätte. Bis du durch alle Hallen gelaufen bist, brauchst du echt Zeit. Aber die Hallen sind immerhin den ganzen Tag geöffnet.
Nun kannst du im Zickzack durch die Fußgängerzone der Altstadt gehen. Zur Petri-Kirche, zum wunderschönen Schwarzhäupterhaus und weiter bis zum Dom von Riga. Am Pulverturm vorbei bis über den Kanal hinweg Richtung Alberta Iela (Alberta Straße). Auf deinem Weg werden die Geschäfte immer schöner und auch immer teurer.
Die Häuser in der Alberta Iela protzen mit einer Pracht, die es bei uns kaum noch gibt. Den Rückweg kann man entspannt am Kanal entlang spazieren. Und am Wahrzeichen der Stadt – am Freiheitsdenkmal – wieder zurück in die Altstadt gehen.
Ein Ziel, das man sich ebenfalls nicht entgehen lassen sollte, ist die Fußgängerzone nördlich des Wöhrmannschen Gartens (Vērmanes dārzs). Dies sind Arkaden, mit wunderschönen Plätzen, tollen Läden und kleinen Restaurants und Bars.
Und willst du mal hoch hinaus, gehe auf den Fernsehturm auf der Insel der Düna und schaue aus einer Höhe von knapp 100 m auf die Stadt und ihre Umgebung herab. Der gesamte Turm ist über 300 m hoch.
Heftig deftiges Futter in Riga
Da ich ein Genussmensch bin, habe ich natürlich so viele Restaurants und Bars besucht, bis nichts mehr rein gepasst hat. Die lettische Küche ist speziell. Sehr deftig, für manch Einen vielleicht gewöhnungsbedürftig. Ich finde sie lecker. Im Beitrag der NWZonline wird die Küche sehr treffen beschrieben.
Restaurant-Tipp der etwas anderen Art: Das Rozengrals – ein Mittelalter-Restaurant, das sehr authentisch rüberkommt. Ambiente, Essen und Bedienung sind sehr stimmig.
Untermalt wird das Mahl von sakralen Klängen. Ein besonderes Erlebnis in einem tollen Restaurant im Keller des Hause. Unbedingt vorher reservieren.
Im Zentrum gibt es an verschiedenen Plätzen tolle Möglichkeiten zum gemütlich draußen sitzen. Vom gepflegten Frühstück (Foto) bis zum teuren Dinner oder einfachen und günstigen Lunch gibt es einfach alles. Ob lettisch, armenisch, deutsch, amerikanisch, schwedisch, italienisch, französisch, russisch +++. Hier bleibt keiner hungrig.
Zaubertrank und Black Balsam
Die Letten verstehen auch was von guten Getränken. Der Magic Potion machte nicht nur optisch was her, der Wodka mit Säften und Trockeneis war auch richtig süffig. (Foto, Video). Habe ich allerdings nur in einer Bar gesehen.
Was es immer und überall gibt: den Black Balsam. 2010 wurde er zum Nationalgetränk gekürt. Die Rigaer trinken ihn pur, im Cocktail oder auch in Heißgetränken. Ja, selbst als Soße zum Dessert. Durch seine wertvollen – und wohlgemerkt geheimen – Zutaten dient er sogar als Heilmittel. Logisch, er wurde von einem Apotheker erfunden.
Rammstein Konzert in Riga
Fotogalerie Konzert in Riga:
Stimmt, genau das war der ursprüngliche Grund für diese Reise. Ich hatte nur noch Tickets für Riga ergattert. Aber da ich schon immer mal ins Baltikum reisen wollte, hat sich das ja gut getroffen.
Leute, Leute, war das ein Geschehen! Die Jungs von Rammstein wissen genau, was sie tun. Und performen mit einer Akribie und Perfektion in ihrer Show – naja, halt echte Profis. Schaut euch einfach die Pics in de Fotogalerie an. Hammer.
Sightseeing in RigaFazit: Die Altstadt von Riga kannst du zu Fuß erlaufen. Um Plattfüße zu vermeiden, nimmst du auch mal den Hop-on Hop-off Bus für 20 Euro/ Person. Oder einen E-Roller, den es an jeder Ecke gibt. Du findest immer ein gutes Restaurant, passend zu deinem Geldbeutel. Beachte: auf der Straße keinen offenen Alk trinken. Ach ja, und kaum ein Rigaer scheint zu rauchen. Ein tolles Pflaster, das MANN gesehen haben muss!